Die politischen Vorstellungen waren im Dreißigjährigen Krieg andere als heute. Europa war noch kein Nebeneinander von Staaten, sondern ein Gemeinwesen, an dessen Spitze eigentlich ein Herrscher zu stehen hatte. Wer unter den vielen europäischen Königen aber sollte diesen Platz einnehmen?
Die Habsburger, die schon Kaiser im Römischen Reich Deutscher Nation, Könige in Spanien und Herren der Neuen Welt waren? Viele trauten ihnen die Errichtung einer »Universalmonarchie« zu, aber am Rande ihres Machtbereichs drohte ihnen gerade der Verlust von Böhmen und den Niederlanden. Die französischen Könige mit ihrem großen zusammenhängenden Herrschaftsgebiet? Oder gar der schwedische König, der schon den Ostseeraum beherrschte?
Mit diesem grundlegenden europäischen Problem vermischten sich auf dem deutschen Kriegsschauplatz ein Religionskrieg und ein Verfassungskrieg. Der Kaiser und die Liga katholischer Fürsten wollten die Erfolge der Evangelischen nach dem Augsburger Religionsfrieden rückgängig machen. Die auf Calvin gründenden Reformierten kämpften um ihre Anerkennung. Im Konflikt um die Reichsverfassung ging es um die Kompetenzen der Reichsgremien und die Machtverteilung zwischen Kaiser und Reichsfürsten.
Erst nach dreißig Jahren Krieg fand Europa zu einer neuen politischen Ordnung.