Kürassierharnisch, sogenannter Pappenheimer, 17. Jahrhundert - Sammlung Museum des Dreißigjährigen Krieges
Dreißig Jahre, von 1618 bis 1648, herrschte Krieg im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.
Im Bewusstsein breiter Bevölkerungsschichten - nicht nur in Deutschland - ist es die kriegerische »Mutterkatastrophe« der frühen Neuzeit. Während spätere Kriege - wie der Spanische Erbfolgekrieg oder der Siebenjährige Krieg - im kollektiven Bewusstsein keine tieferen Spuren hinterließen, verbinden sich mit dem Dreißigjährigen Krieg seit Generationen alle Schrecklichkeiten einer bewaffneten Auseinandersetzung.
In diesem Sinn hat der Dreißigjährige Krieg seit jeher Literaten, Publizisten und Historiker inspiriert. Johann Jakob Christoph von Grimmelshausen beschrieb in seinem Roman »Simplicius Simplicissimus« 1668 aus eigener Anschauung die Kriegserlebnisse. Aus unterschiedlichen Perspektiven beschäftigten sich Friedrich Schiller, August Strindberg und Ricarda Huch in den nachfolgenden Jahrhunderten mit diesem großen Drama deutscher Geschichte.
Im 19. Jahrhundert nutzten Politiker und Propagandisten den Krieg für ihre Zwecke. Gustav II. Adolf avancierte zum protestantischen Kriegshelden. Auf der anderen Seite wurde Albrecht von Wallenstein zum Gegenbild eines machthungrigen Kriegsunternehmers, während man Johann Tserclaes Tilly, General der katholischen Liga, den »Muttergottes-Feldherrn« nannte. Viele dieser Auffassungen sind durch die neuere Forschung als zählebige Mythen enttarnt worden